Dieser Beitrag soll euch eine Anregung geben für eine Rundreise durch eine der schönsten Gegenden der Welt. Es geht in den Südosten Frankreichs, in die Gegend zwischen Rhône-Tal, Mittelmeer und italienischer Grenze – besser bekannt als die Provence. Ihr ahnt es schon, es geht in das Land des Lavendels, des Honigs, der knorrigen Olivenbäume und der rosafarbenen Bogainvillén. Als Kontrastprogramm zum ländlichen Hinterland geht es dann noch an die berühmte Côte d’Azur, wo sich Palmen und schroffe Felsen abwechseln und sich vornehme Villen und Hotels im blauen Wasser spiegeln.
Die Schönheit der Landschaft, das milde Klima und das türkisblaue Wasser ziehen Jahr für Jahr hunderttausende Tourist*innen aus dem In- und Ausland an die französische Riviera – was sich leider auch an der ein oder anderen Bettenburg und den häufig überfüllten Straßen und Stränden bemerkbar macht.
Städte wie Nizza und Cannes sind natürlich jeder und jedem bekannt, dennoch gibt es auch abseits dieser Hochburgen vieles zu entdecken. Los geht es mit unserer Grand Tour durch diese wunderschöne Gegend. Die Credits für die ganze Planung gehen übrigens an Felix’ Verlobte Carmen. 🙂
1. Etappe: Luberon
Unser Road Trip beginnt im Luberon. Hierbei handelt es sich um eine Gebirgskette aus Kalkstein, südöstlich von Avignon gelegen, die dem Parc Naturel Régional du Luberon ihren Namen gab. Dieses Gebiet und die angrenzenden Regionen sind Ziel unserer ersten Etappe. Neben den besonderen Gesteinsformationen dieses Gebirges ist die Gegend landwirtschaftlich geprägt. Ein besonderes Highlight sind dabei natürlich die Lavendelfelder, die zusammen mit den roten Mohnfeldern einen farblichen Kontrast zu den knorrigen Olivenbäumen und den sandigen Böden bilden.
Ausgangspunkt unserer ersten Etappe ist eine Unterkunft nahe Velleron, einer Kleinstadt, etwa 20 km westlich von Avignon gelegen.
Colorado provençal
Die Stadt Roussillon ist bekannter, beeindruckender finden wir aber den Colorado provençal genannten Park, der etwa 15 km außerhalb der Stadt gelegen ist. Riesige Ockerfelsen prägen Landschaft, die sich auf zwei komfortablen Rundwegen durchwandern lässt. Auch ein kleines Aquädukt ist zu bewundern. Für Parken und Eintritt muss gezahlt werden.
Lacoste
Ohne Verwandtschaft zum Tennisspieler und seiner bekannten Kleidermarke, handelt es sich bei Lacoste um ein sehenswertes kleines Dorf auf einem Hügel. Bekanntheit erlangte es durch die Burg Lacoste, die zeitweise einem gewissen Maquis de Sade Heimat war. In den letzten Jahren wurde es durch den Modeschöpfer Pierre Cardin restauriert. Aufgrund der steilen Wege bis zur Burg bietet sich das Wortspiel mit dem sadistischen Herrscher bei großer Hitze allerdings an. 🙂 Entschädigt werdet ihr durch einen tollen Blick auf die schöne Landschaft und einige spektakuläre Kunstobjekte.
Auberge des Seguins
Die französische Küche ist legendär, dennoch sind viele Restaurants nicht wirklich empfehlenswert. Gerade in den Küstenstädten sind viele Restaurants auf den Tourismus ausgelegt, ‘Moules frites’ – Miesmuscheln mit Pommes frites sind allgegenwärtig – zu wechselnder Qualität und meist hohen Preisen. Eine empfehlenswerte Ausnahme bildet die Auberge des Seguins in Buoux. Hier könnt ihr einen guten Einblick in die lokale Küche bekommen. Tipp: Probiert eine Daube provençal, ein Eintopf aus Rind- und Lammfleisch mit Oliven und Orangen mit vielen der typischen Kräutern. Die typische Tapenade gibt es sowieso.
Adresse
Auberge des Seguins
L’Aigue brun les Seguins
84480 Buoux
Glutenfreier Tipp
Wenn ihr auf glutenfreie Zubereitung angewiesen seid, wendet euch an das Personal. Wir hatten gute Erfahrungen gemacht, die Besitzerin kannte sich sehr gut aus.
L’Isle sur la Sorge
Das ‘Venedig des Comtat’ lag ursprünglich in einem Sumpfgebiet. Der Bau vieler kleiner Kanäle legte diesen nach und nach trocken und gab der Stadt ihr heutiges Erscheinungsgebiet. Viele schmiedeeiserne Geländer und Brücken säumen die Kanäle, kleine Cafés und Restaurants erwarten an den Ufern ihre Gäste.
Abbaye Notre Dame de Sénanque
Wer in die Provence kommt, möchte natürlich auch einen Blick auf die berühmten Lavendelfelder werfen – ein besonders malerisches Bild bietet sich dem Betrachter in der Abbaye Note Dame de Sénanque – einem Zisterzienserkloster inmitten der lilafarbenen Felder. Das Fotomotiv allein rechtfertigt den Besuch, man kann aber auch das Kloster auch im Rahmen einer Führung besichtigen und den – allerdings teuren – Klostershop besuchen.
Avignon
Sur le pont d’Avignon l’on y danse, l’on y danse…
Wir verlassen den Luberon und fahren weiter nach Avignon. Natürlich wegen der Brücke – aber auch wegen der Sehenswürdigkeiten, die sich im Laufe der Jahrhunderte in dieser geschichtsträchtigen Stadt versammelten.
Papstpalast
Im 14. Jahrhundert war Avignon Sitz des Oberhauptes der katholischen Kirche. Sieben Päpste verrichteten ihre Arbeit aus Südfrankreich, bevor der heilige Stuhl in den Vatikan zurückkehrte. Die Spuren dieser Zeit sind bis heute unübersehbar: Der beeindruckende gotische Palais des Papes dominiert mit seiner festungsähnlichen Erscheinung das Stadtbild.
Da wir noch einiges vor haben, verzichten auf einen Besuch des Inneren. Die Touristenschlangen sind aber nicht zu unterschätzen, Eintrittskarten sollten daher am besten im Voraus online gekauft werden.
Brücke
Nur einige wenige Schritte vom Papstpalast den bergabwärts und wir sind an der berühmten Pont d’Avignon – der Brücke über die Rhône. Die Brücke ist nach dem heiligen Bénézet benannt. Der Legende nach folgte der Schäfer einer göttlichen Eingebung in dem er den Grundstein für den Bau der Brücke legte. Sie verband bis zum 17. Jahrhundert die Stadtmauer mit dem anderen Ufer der Rhône. Heute stehen noch vier Bögen, Platz für einen Tanz und tolle Fotos bietet sie aber auch heute. Nur der Winkel sollte stimmen, eine vielbefahrene Straße stört ein wenig die Romantik.
Gerberviertel
Um dem Trubel der Touristen – und der Mittagssonne – zu entfliehen bietet sich ein Rundgang im Gerberviertel (fürs Navi: Rue de Teinturiers) und die Einkehr ein eines der vielen, teilweise ein bisschen “alternativ” wirkenden, Cafés an. Hier können wir im Schatten sitzen, den Wasserrädern und dem Rauschen des Flusses zuhören.
Markt
Die Avignoner Küche stammt klar von der provenzalischen Küche ab und ist von ihren typischen Gerichten geprägt, vor allem durch die Verwendung typischer Zutaten wie Zwiebeln, Knoblauch, Olivenöl, Auberginen und Zucchini. Typisch für Avignon ist die Verwendung von Lamm und Hammelfleisch – so wird der provenzalische Eintopf Daube hier häufig aus diesen Fleischsorten – statt Rindfleisch – zubereitet.
Wir wollen uns dieser Küche ein wenig nähern und besuchen die Markthalle im Stadtzentrum. Hier finden wir alles, was die provenzalische Küche ausmacht – und mehr. Fisch, Fleisch, Gemüse, Obst, Gewürze und Kräuter. Sehr zu empfehlen!
2. Etappe: Côte d’Azur und Hinterland
Die zweite Etappe führt uns weiter in den Südosten und zum ersten Mal sehen wir das Meer. Uns erwartet die berühmte Côte d’Azur. Sie verdankt ihren Namen dem französischen Dichter Stéphen Liégeard und es braucht wahrlich nicht viel Fantasie, wie er auf diesen Namen kam. Das Wasser changiert zwischen strahlenden türkis und sattem dunkelblau (falls ihr euch fragt wo unser Logo seine Farben hat… 🩵💙), kleine Strände wechseln sich mit Steilküsten ab, zwischen Küste und den eindrucksvollen Bergen der Seealpen und des Massif des Maures quetschen sich kleine Städtchen wie Menton oder Saint-Jean-Cap-Ferrat, aber auch ausgewachsene Großstädte wie Nizza und Cannes.
In Cannes liegt dann auch unsere zweite Unterkunft. Die günstige Lage und die gute Verkehrsanbindung sprachen für diese Wahl. Zudem könnt ihr so abends auf dem Boulevard de la Croisette flanieren und die spektakulären Yachen und schön beleuchteten Hotels bewundern. Der ein oder andere Sportwagen italienischer Produktion bereichert die Szenerie.
Èze Village
Die erste Station am Mittelmeer führt uns nach Èze, genauer nach Èze Village. Ein mittelalterliches Dorf, das auf einem steilen Berg (430 m) direkt an der Küste gelegen ist. Die exponierte Lage erlaubt einen tollen Blick auf die Küste und die umliegende Landschaft, die einerseits durch steile Berghänge, aber auch dichten Bewuchs geprägt ist. In den engen Gassen gibt es viele kleine Geschäfte zu entdecken, ganz oben angekommen kann man sich auf dem von Platanen beschatteten Kirchplatz vom anstrengenden Weg (Èze Village ist autofrei) ausruhen und die Aussicht genießen.
Inklusiver Tipp
Solltet ihr aus irgendeinem Grund nicht gut zu Fuß sein: Sprecht mit dem Sicherheitspersonal, die französischen Gesetzeshüter sind oft sehr hilfsbereit und lösungsorientiert.
Villa et Jardins Ephrussi de Rothschild
Weiter geht es steil bergab von Èze ans Cap Ferrat. Die malerische Halbinsel liegt zwischen Nizza und Monaco beherbergt Grundstücke, die zu den teuersten der Welt zählen: Die Quadratmeterpreise liegen locker im fünfstelligen Bereich. Kein Wunder also, dass sich auch reiche Bankiers hier ansiedelten – wie die Familie Ephrussi de Rothschild, die mit der nach ihnen benannten Villa hier ihre Winterresidenz errichteten. Noch sehenswerter als diese Villa selbst sind die neun, in verschiedenen Stilen angelegten, Themengärten. Besonders gefallen hat uns der Kräutergarten, in dem man die typischen provenzalischen Kräuter beschnuppern kann – aber auch der französische Garten mit seinen symmetrischen Seerosenteichen lädt zu einer angenehmen Mittagspause im Schatten ein.
Monaco
Dem Fürstentum an der Côte d’Azur kann man sich von mehreren Seiten nähern. Der Glamour der Yachten und des Casinos steht für die einen im Vordergrund, die Glamour-Fans freuen sich über die Geschichten über den Fürst und seine Familie. Unsere Webseite dagegen verdankt ihren Namen einem Simracing-Team, das vor über 20 Jahren auf den virtuellen Straßen Monacos sein Debüt gab – und so steht die Rennstrecke hier stets im Vordergrund. Seit 1929 werden hier Autorennen abgehalten, bis heute gilt der Sieg in Monaco als eine der drei wichtigsten Trophäen im Motorsport. – Ist man vor Ort, scheint es unglaublich, dass die Piloten hier mit durchschnittlich 150 km/h durch die engen Gassen rasen. Wir sind zu Fuß natürlich deutlich langsamer und so bietet uns der Circuit de Monaco einen schönen Rundgang. (Auf unserer Instagram-Seite findet ihr ein paar Bilder des Rundgangs als Highlight). Vorbei an der kleinen Kapelle Ste. Dévote führt der Streckenverlauf uns steil bergauf bis hoch zum Casino, an teuren Läden vorbei bis zur engen Kehre am Fairmont-Hotel (siehe Bild), durch den Tunnel bis zum Hafen, in dem Stars und Sternchen ihre Yachten liegen haben. Kurz vor Ende der 3,337 km langen Runde wartet das berühmte Café Rascasse – an Renntagen unbezahlbar, ansonsten nicht (außergewöhnlich) teuer – darauf, dass man einen Espresso (lieber wäre den Betreibern wohl eine Flasche Champagner) konsumiert. Die Statue von Juan Manuel Fangio (fünfmaliger Formel 1 Weltmeister in den 1950er Jahren) kündigt in der letzten Kurve an, dass man es wieder zu Start- und Ziel geschafft hat.
Tipp
Wem der Fußmarsch zu anstrengend ist, kann sich an vielen Stellen recht preiswert E-Bikes per App ausleihen.
Saint-Paul-de-Vence
Viel beschaulicher als das mondäne Monaco ist unser nächstes Ziel. Wer sich dem Boule-Spiel und damit auch ein wenig der südfranzösischen Lebensart annähern möchte, ist in Saint-Paul-de-Vence richtig. Vor den Toren des mittelalterlichen Ortes ist ein großer Boule-Platz, mehrmals am Tag werden Kurse angeboten. Stärken könnt ihr euch einerseits in vielen Cafés und Restaurants, aber auch mit frittierten Zucchiniblüten (Beignets de fleur de courgettes), die an Marktständen verkauft werden.
3. Etappe: Strände von Saint-Tropez
Bisher haben wir viel gesehen und gegessen, wird es jetzt endlich auch mal Zeit, das wunderschöne Meer auszuprobieren. Und wo ginge das an der Côte d’Azur besser (und klischeehafter :-)) als im Umland von Saint-Tropez.
Saint-Tropez
Welcome to Saint-Tropez heißt es in dem Lied, das wir “stilecht” am Ortseingang hörten. Willkommen geheißen werden die Besucher vor allem von einem riesigen Parkplatz, der einen Eindruck vermittelt, was hier in der Hauptsaison los ist. Das früher mal beschauliche Fischerdorf (3.600 Einwohner) zählt im Jahr Millionen von Besuchern und auch wenn es sicher etwas vom Habitus des VIP-Treffpunkts an Influencer-Hochburgen wie Dubai verloren hat, läuft einem doch die ein oder andere Vertreter*in aus diesem Kreis über den Weg (oder lässt sich im Rolls-Royce chauffieren). Nüchtern betrachtet, ist es ein Ort wie viele andere – nur voller. Keineswegs hässlich, aber angesichts der großen Konkurrenz drumherum eigentlich auch nicht übermäßig sehenswert.
Pampelonne/Tahiti Plage
Jetzt geht es endlich ans Wasser – und hier hat die Gegend um Saint-Tropez wirklich etwas zu bieten. Der Plage Pampelonne ist der wohl größte Strand an der Côte d’Azur. Lang und wenn auch nicht übermäßig breit, so doch immerhin inmitten einer schönen Landschaft gelegen, die nicht durch Straßen oder Schienen verbaut wurde. Zudem ist der Strand öffentlich zugänglich und gut erreichbar. Auch Parken ist kein Problem, zumindest außerhalb der Hauptsaison.
Port Grimaud
Wenn ihr auf der Suche nach einem authentischen und geschichtsträchtigen Ort seid, ist Port Grimaud definitiv nicht das richtige. Mitte der 60er Jahre entstand hier auf ehemaligem Sumpfgebiet eine Planstadt, die sich leicht erkennbar Venedig zum Vorbild genommen hat. Viele der traditionell anmutenden Häuser im Hafen besitzen ihren eigenen Yacht-Anleger, viele kleine Brücken und Gässchen erinnern an das Vorbild. Lässt man sich allerdings darauf ein und blendet den künstlichen Eindruck aus, bleibt der Eindruck eines wunderschönes Städtchens, das mit gemieteten Elektrobooten darauf wartet erkundet zu werden.
4. Etappe: Les Calanques
Frisch erholt vom Strand geht es weiter entlang der Küste Richtung Westen. Wir verlassen das Département Var und nähern uns dem anderen Ende der Côte d’Azur im Département Bouches-du-Rhône.
Wir übernachten bei Christophe, einem Banker, der sich mit seiner Villa Coda ein zweites Standbein aufgebaut hat. Das Haus liegt in Ceyreste, im Hinterland von La Ciotat. Etwas unzugänglich gelegen, können wir den Abend unter Pinien genießen und in der Ferne die Küste und den Bec de l’Aigle, einen Felsen in Form eines Adlerschnabels, betrachten.
La Ciotat
Die große Werft prägt zweifellos das Bild der mittelgroßen Küstenstadt. Die Verkehrsberuhigung der Straße am alten Hafen hat der Stadt gut getan, so dass es sich heute gut flanieren lässt. Wir kaufen etwas Käse an einem der Marktstände (fragt vorher nach dem Preis!) und buchen eine Schiffstour zu den nahen Calanques. Hierfür bietet sich La Ciotat als Ausgangspunkt an, denn so lässt sich noch mehr die Diversität der Landschaft erleben, zudem sind die Touren weniger überlaufen als in Cassis oder Marseille.
Circuit Paul Ricard
Nur wenige Serpentinenkilometer von unserer Unterkunft entfernt liegt gleich die zweite Rennstrecke auf unserer Tour. Von 1971 bis 1990 und nochmal von 2018 bis 2022 war der Circuit Paul Ricard, benannt nach seinem Erbauer, dem Pastis-Fabrikanten Paul Ricard, Austragungsort des Grand Prix von Frankreich. Auf der Strecke ist immer mal wieder etwas los, auch Fahrten mit dem privaten Auto sind – gegen Gebühr – möglich. Im Gegensatz zu Monaco lohnt sich der Ausflug aber nur für hartgesottenere Motorsportfans. Als eine der ersten der sogenannten „Retortenrennstrecken“ war der Kurs zwar ein Vorreiter in Sachen Sicherheit, viele Sehenswürdigkeiten außerhalb des Sports bietet er allerdings nicht.
Calanques
Das landschaftliche Highlight der Côte d’Azur! Die Calanques sind fjordartige Meeresarme die von steilen Kalksteinwänden umgeben sind, deren weißes Gestein eine wunderschöne türkisblaue Wasserfarbe erzeugt. Die meisten Calanques sind nur über einen Wanderweg oder über das Meer zu erreichen – was die Touristen nicht davon abhält, sie besuchen. Bei ungefährlichem Wind sind sie für geübte Ruderer gut per Kajak zu erreichen – noch einfacher geht es mit den zahlreichen Ausflugsschiffen von La Ciotat und Cassis aus. Aus Umweltschutzgründen wird allerdings kein Ausstieg erlaubt.
In einer der Calanques, der Calanque de la Triperie, wurde in den 1980er Jahren eine Höhle mit Steinzeitmalereien gefunden (Cosquer-Höhle), deren Eingang heute unter dem Meeresspiegel liegt. Der Zugang ist aus Sicherheitsgründen verboten, um sie der Öffentlichkeit dennoch zugänglich zu machen, wurde die Höhle in der Villa Méditerranée in Marseille detailgetreu nachgebildet.
Route des Crêtes
Die kurvenreiche Straße verbindet La Ciotat mit Cassis. Die Strecke führt über einen Bergrücken vorbei am Cap Canaille – mit 362 m die zweithöchste Klippe Frankreichs. Entlang der 15 km gibt es immer wieder Aussichtspunkte mit spektakulären Panoramasichten. Wegen starker Winde ist die Straße allerdings aus Sicherheitsgründen immer wieder auch gesperrt.
Cassis
Der Übergang von schroffen Felsen zu grünen Weinbergen zeugt davon, dass die Route des Crêtes uns schließlich nach Cassis geführt hat. Der Weinbau, der Hafen und das Chateau de Cassis prägen das Stadtbild. In den engen Gassen des hügeligen Ortes gibt es viel zu entdecken – Kuriositäten wie einen Leuchtturm, der von der Seeseite kaum erkannt wurde und daher bald ersetzt werden musste, hübsche Gassen aber auch stillgelegte Gründerzeitfabriken entdecken, die von der industriellen Vergangenheit der Stadt zeugen.
La Vieille Auberge
Unsere Empfehlung für das Abendessen ist La Vieille Auberge am Hafen. Man sitzt auf einer großen Terrasse direkt am Hafen, auf der Karte sind viele lokale Spezialitäten. Der Service ist freundlich und kompetent – auch Nachfragen zum Umgang mit Zöliakie konnten beantwortet werden und entsprechende Hinweise gegeben werden. Die Hauptspeise des Menüs war ein frisch gefangener Fisch, routiniert filetiert vom freundlichen Kellner. Auch die Vorspeise, eine Fischsuppe ähnlich einer Bouillabaisse – natürlich mit der typischen Sauce Rouille – überzeugte. Besonders in Erinnerung blieb jedoch das Dessert, ein karamellisierter Granatapfel.
Marseille
Von den kleinen Küstenstädtchen geht es heute weiter nach Marseille und bereits am Stadtrand lässt sich erkennen, dass es mit der Beschaulichkeit nun zu Ende ist. Auch wenn die riesigen Wohnblöcke am Stadtrand, der dichte Verkehr und die verschmutzten Straßenränder zunächst abschreckend wirken, solltet ihr euch nicht täuschen lassen – diese Stadt ist sehenswert! Zur Vorbereitung sei an dieser Stelle auch ausdrücklich die leider viel zu früh abgesetzte Netflix-Serie Marseille empfohlen.
Bustour
Großstädte können anstrengend sein, für Marseille gilt dies besonders. Es ist zu jeder Zeit wuselig und laut. Um “alles” sehen zu können, würde eine Woche nicht ausreichen, schon gar nicht zu Fuß. Für einen guten ersten Überblick über die wichtigsten Sehenswürdigkeiten können wir die Bustouren mit den Cabriobussen empfehlen, die entweder am alten Hafen (Vieux Port) oder der Touristeninformation (Office de Tourisme) im Stadtzentrum abfahren. Denkt aber an ausreichenden Sonnenschutz, insb. in den Sommermonaten. Hier schwebt ihr über dem Gewusel, habt einen tollen Blick auf die Bauwerke und das Leben auf der Straße und könnt zudem die Busfahrer beobachten, wie sie meisterhaft die großen Gefährte durch die verwinkelten Gassen bugsieren.
Vieux Port
Der Name kann wörtlich genommen werden. Schon die alten Griechen sind vor Tausenden von Jahren hier gelandet und gaben der dem Hafen den Namen Massalia. Über die Jahrhunderte war der Hafen das Tor zur Welt und die Besucher brachten viele kulturelle Einflüsse aus aller Welt mit in die Stadt. Am frühen Morgen könnt ihr hier frischen Fisch und Meeresfrüchte kaufen, auf einer Bank dem wuseligen Treiben zusehen oder eine Bootsfahrt zu den vorgelagerten Inseln buchen.
Wasserschloss
Die Stadt litt jahrhundertelang regelmäßig unter Wassermangel. Bis ein französischer Ingenieur im 19. Jahrhundert einen Kanal aus dem bergigen Hinterland in die Stadt brachte – das Wasserproblem war gelöst und zu Feier dieses Anlasses wurde das Wasserschloss errichtet. Neben den Wasserspielen und den zahlreichen Statuen enthält es auch ein Kunstmuseum.
Stade Vélodrome
Die Verbundenheit der Marseillais zu ihrem Fußballverein Olympique ist legendär. Die Stimmung auf den Plätzen ist oft ähnlich hitzig wie das Wetter im August – erst recht wenn der große Gegner aus der Hauptstadt zu Gast ist. Das Vélodrome – ursprünglich ein Bahnradstadion, daher der Name – ist im Grunde ein typisches modernes Fußballstadion – mit schwindelerregend steilen Rängen. Je nach Platz kann man gleichzeitig Fußball und das Mittelmeer sehen. Für jeden Fußballfan absolut sehenswert.
Corbusier-Haus/Cité Radieuse
Fährt man unbedarft dem Boulevard Michelet entlang, wird man dieses Gebäude gern übersehen – oder gar den Kopf schütteln über den gewaltigen Betonklotz. Die Cité Radieuse ist tatsächlich nicht nur ein Haus, es ist die Umsetzung einer vertikalen Stadt – neben Wohnungen enthält die “Wohnmaschine” auch Geschäfte, ein Schwimmbad – eben fast alles was eine Stadt ausmacht. Da sich der Brutalismus vermutlich nur Architekten direkt erschließt, bietet sich eine Führung an – erst dann wird einem die Bedeutung dieses Denkmals klar.
Plage du Prado
Bei allen Problemen Marseilles – diese besondere Kombination einer Großstadt direkt am Meer ist besonders. Ein wenig neidisch kann man schon werden, wenn man nach der Arbeit/Schule/Uni auf dem Heimweg noch kurz an den wunderschönen Strand des Plage du Prado kann, um den Feierabend zu genießen, auch wenn die wenigsten Einwohner davon tatsächlich Gebrauch machen werden.
Spezialitäten
Logisch, als erstes fällt einem die Fischsuppe Bouillabaisse ein, wenn man an Marseille denkt. Die Einwanderer aus Nordafrika brachten aber auch jede Menge andere Gewürze und Gerichte in die Stadt. Unbedingt eine Empfehlung: Zu Pfingsten der Colombier, ein Kuchen mit kandierten Früchten oder die berühmten Navettes – ein Süßgebäck mit Olivenöl, Orangenblütenwasser und Honig – Provence pur. Auch wert zu probieren: Pistou – eine Bohnensuppe, zu der die namensgebende Basilikumsauce gereicht wird.
Als Aperitif bietet sich natürlich ein Pastis an, direkt am Hafen gibt es mehrere kleine Läden in denen ihr die verschiedenen Sorten verkosten könnt. Auch Workshops zur Pastiszubereitung werden in den engen Gässchen des Panierviertels angeboten.
Glutenfreier Tipp
Im La Pépite, zwischen altem Hafen und Panierviertel gelegen, findet ihr köstliche Spezialitäten aus der Gegend glutenfrei. Der Besitzer ist sehr freundlich und auch die anderen Gäste waren bei unserem Besuch sehr hilfsbereit bei der Auswahl der geeigneten Speisen. Wir probierten die Pissaladière, eine Art provenzalische Pizza mit Zwiebeln und Sardellen und eine hervorragende Tartelette zum Dessert.
Adresse
La Pépite
2 Place Daviel
13002 Marseille
5. Etappe: Lac de Saint-Croix
Unsere letzte Etappe führt uns wieder Weg von der Küste, zurück ins Hinterland der Provence, genauer zum Lac de Saint-Croix, einem Stausee, der Mitte der 1970er Jahre zum Zweck der Energieversorgung angelegt wurde. Der See besticht durch seine türkisblaue Farbe und kann mit Segel- und Elektrobooten befahren werden.
Verdon-Schlucht
Wir fahren nach Aiguines und mieten uns am Ufer ein Elektro-Boot um die Verdon Schlucht zu befahren, einen der tiefsten Canyons Europas. Zwar sind die Boote nur sehr langsam, dafür haben wir mehr Zeit um das beeindruckende Ufer mit schroffen und überhängenden Felsformationen zu betrachten. Immer wieder rauschen kleine Wasserfälle links und rechts die Steilhänge hinunter. Je nach Saison und Wetter lockt die Szenarie natürlich viele Touristen an, ganz unter euch werdet ihr nur selten sein.
Aups
Château de Taurenne
Inmitten riesiger Olivenbaumfelder liegt die Domaine de Taurenne. Direkt vom Erzeuger könnt ihr hier sehr feines Olivenöl verkosten und direkt im Shop nebenan, der ein bisschen an einen Apple Store für Olivenöl erinnert, einkaufen. Natürlich trägt das Öl die AOP-Kennzeichnung (Appellation d’Origine Protégée), das auf besondere Qualität und eine geschützte Herkunftsbezeichnung deutet. Die Öle – inklusive des leicht kratzigen Abgangs (für Kenner ein Qualitätsmerkmal) sind fein und vor allem abwechslungsreich. Ähnlich wie bei Weinen ist man überrascht, wie unterschiedlich Öle aus der gleichen Pflanze schmecken können. Besonders interessant: Goût à l’ancienne, in etwa also traditioneller Geschmack.
Adresse
Château de Taurenne
5800 Route de Tourtour
83630 Aups
Boutique du Moulin à Huile Gervasoni
Etwa 10 Minuten weiter könnt ihr in Aups direkt weiter Olivenöl kaufen – die alte Ölmühle macht einen völlig anderen Eindruck – weniger nobel, eher alt hergebrachtes Handwerk. Eine in Dauerschleife laufende Dokumentation über den Herstellungsprozess und das breite Sortiment jenseits der drei (sehr guten!) Olivenöle erwecken jedoch auch einen etwas touristischeren Eindruck. Sei es drum, auch hier weitere Öle gekauft und weiter geht es in die Stadt zum Mittagessen.
Nach einem kurzen Ausflug über den Wochenmarkt im Zentrum von Aups, wo es neben lokalen Spezialitäten auch allerlei andere Produkte zum stöbern gibt, kehren wir bei Le Saint Marc ein. Das Restaurant liegt recht unspektakulär an einer Seitenstraße neben der Kirche. In so einem vergleichsweise kleinen Ort sind wir überrascht, von der kreativen und geschmacksintensiven Küche. Nicht alles ist unser Geschmack, aber einen Versuch ist es definitiv wert.
Adresse
Le Saint Marc
7 Rue Jean-Pierre Aloisi
83630 Aups
Mit unserem Abstecher in Aups endet unsere Grand Tour durch die Provence und Côte d‘Azur, aber sicher nicht für allzu lange. Zu viel gibt es noch zu entdecken. 😊
Tipps
Umweltplakette
Ähnlich wie in Deutschland gibt es auch in Frankreich eine Umweltplakette, Crit’Air genannt. Sie ist in vielen Großstädten verpflichtend, für unsere Tour insbesondere für den Großraum Marseille und Nizza relevant. Ihr könnt Sie online bestellen, inklusive Versand kostet sie etwa EUR 4,60.
Télépéage/BIP&Go
Keine Pflicht, aber sehr komfortabel ist BIP&Go. In Frankreich werden die meisten Autobahnen privat bewirtschaftet und sind daher mautpflichtig – was insbesondere zu Hauptreisezeiten zu enormen Staus an den Mautstellen (Gare de péage) führen kann. Für etwas Linderung sorgt das Bezahlsystem BIP&Go. Über einen elektronischen Sender, den ihr an der Windschutzscheibe befestigen könnt, wird die Abrechnung abgewickelt. Ihr könnt die mit einem orangenen “t” gekennzeichneten Télépéage-Spuren an den Mautstellen nutzen und müsst oft nicht einmal anhalten. Ein kurzes Piepen des Senders zeigt die Erfolgreiche Buchung. Über eine mobile App könnt ihr euren Verbrauch einsehen. Da es den Verbrauch leider um einige Tage verzögert anzeigt, ist eine echte Kostenkontrolle aber kaum möglich. Wir haben insgesamt etwa EUR 180,- für Maut bezahlt, zzgl. etwa EUR 29,- für den Sender. Diesen erhaltet ihr ebenfalls online. Es gibt verschiedene Tarife, gegen eine monatliche Grundgebühr kann sich beispielsweise die einzelne Fahrt preislich reduzieren – für gelegentliche Urlaubsfahrten dürfte sich dies jedoch kaum lohnen. Übrigens lassen sich auch viele Parkhäuser per BIP&Go bezahlen.
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